Zum Auftakt von ada_hinterhof_kino, das an fünf Abenden im August und September stattfand, zeigten wir einen Film, der sich auf vielfache Weise mit der Geschichte des Campus Bockenheim und den Motivationen und Ideen der ada–Macherinnen verbinden lässt: Vincennes, l’université perdue (Vincennes – Die revolutionäre Uni) von Virginie Linhart. Das Motto „Bildung für alle!“ – ohne Voraussetzungen wie Abitur – hatte sich die Universität von Vincennes auf die Fahnen geschrieben: Gegründet 1968 am Stadtrand von Paris, wurde sie zu einem der wichtigsten Orte der damaligen Studentinnenbewegung.
Neben den Gründungsmitgliedern Hélène Cixous und Michel Foucault lehrten in Vincennes u.a. Gilles Deleuze, Jacques Lacan, Jean-François Lyotard, Jacques Rancière und internationale Gäste wie Herbert Marcuse, Noam Chomsky und Dario Fo. Vincennes stand für neue Studienfächer und experimentelle Lehrformen. Soziale Bewegungen der Sechzigerjahre, wie die französische Frauenbewegung und der Kampf um die Enttabuisierung von Homosexualität hatten hier einen Ort. Virginie Linhart erzählt mit einer reichen Auswahl an Archivmaterial sowohl von der „Erfolgsgeschichte“ der Reformuni von Vincennes als auch vom abrupten und wortwörtlichen Verschwinden am Ursprungsort 1980. Ehemalige Studentinnen, Professorinnen und Universitätsangestellte kommen zu Wort und reflektieren die Erfahrungen von Vincennes und die Geschichte der dort praktizierte alternative Universität – nicht zuletzt auch im Hinblick auf unsere Gegenwart, im Hinblick auf Bildung und Bildungswesen im Zeichen des Wettbewerbs. Zu Gast war außerdem die Philosophin und Erziehungswissenschaftlerin Rita Casale, die uns eine Einführung in die Geschichte der Universität Vincennes gegeben hat.